Lachen am anderem Ende des Denkens

 

 

Minutenlang schaue ich auf das Bild, bevor ich ein Wort schreiben kann. Seht ihr das Lachen des alten Mannes? Matthes scheint etwas zu erzählen und sein Uropa scheint zu verstehen und lacht, lacht in einer Zeit, in der er selten lachte.

Kurz eine Pause, der Blick wird glasig.

Ich erinnere mich an diesen Tag.

Wir klingelten an der Wohnung in Berlin. Uroma öffnete und mir war wie immer etwas unwohl, das lag aber sicher nicht an der Oma, nicht an dem Besuch an sich. Langsam gingen wir ins Wohnzimmer, Uropa schaute mich an und ich wusste das er nicht weiß, wer ich bin. Wie immer. Er begrüßte mich freundlich und fragte auch wie es mir geht. Es war eine Höflichkeit, um seine Unwissenheit zu überspielen, vielleicht gab es ja diesen kleinen klaren Moment.

„Dich habe ich schon mal gesehen“ sagte er lächelnd, als Matthes hinter mir vorkam. „Dich kenne ich“ sagte er und er nahm Matthes auf den Schoß, alle anderen bereit loszuspringen, falls er Matthes fallen lässt. Aber er tat es nicht. Matthes saß und sie redeten und Opa lachte, lacht in einer Zeit, in der er selten lachte.

Matthes Uropa zu der Zeit schon schwer Demenzkrank. Wollte nachts los, um arbeiten zu gehen, obwohl er schon lange Rentner war, erkannte niemanden mehr oder wenn nur kurz. Aber Matthes war das egal, das war sein Uropa und auch wenn er oft Respekt vor ihm hatte, da er manchmal unberechenbar war. Dieses Lachen ist so schön, soviel wert, zu einer Zeit, in der sein Uropa selten lachte.

(Ruhe in Frieden)